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[Untitled (Man’s Portrait with C.U.N.T.)]

Ulrike Matzer

EN

[Untitled (Man’s Portrait with C.U.N.T.)]

Eight letters, intertwined to form a four-letter word inscribed twice in a counterclockwise circle, an indecent word spelled out at best as c*nt and erased by a beep on radio and TV: this word, unspeakable and yet pronounced precisely by its very silence and concealment, is materialized into an object by Ilse Haider. In contrast with many other works in which the artist appropriates photographic reproductions from the history of art and recreates them by projecting images of bodies onto bodily supports – a rattan cane, wood, the ends of cotton swabs – the photograph in this case is her own: a capturing of various people at the moment of speaking.

Words pronounced repeatedly and in isolation become strangers, their meaning suddenly unrecognizable. The signification and effect of an expression depend on the context as well as the intentions with which they are pronounced, and thus very greatly. Insults, especially, experience wide displacement regarding the original import of expressions with respect to what it designates – entailing also the a displacement of sexual assignation. Moreover, an acoustic signal is here transformed into a visual one, leading to more white noise.

Ilse Haider carries the engagement with such shifts in perception and meaning further in her later objects, which appear even more fully spatial and compel the beholder to adapt certain positions. The picture changes depending on one’s standpoint: showing and concealing, erasing and inscribing as two different versions of signifying.

(2009, MATRIX, Geschlechter / Verhältnisse / Revisionen, catalogue, Kulturabt. der Stadt Wien, MA7)

DE

O.T. (Männerporträt mit C.U.N.T.)

Acht Buchstaben, verhakt ineinander zum four-letter-word, zweifach im Kreis und gegen den Uhrzeigersinn arrangiert: ein wenig schickliches Wort, das bestenfalls c*nt geschrieben wird und in Funk und Fernsehen mit einem Ton gelöscht: eben jenes Unsagbare und im Verschweigen und Verstecken doch Gesagte materialisiert sich in einem Bildwerk Ilse Haiders. 

Anders als bei vielen ihrer Arbeiten, wo sich die Künstlerin fotografische Reproduktionen aus der Kunstgeschichte zu eigen macht und wiederum selbst reproduziert, indem sie Bilder von Körpern auf körperhafte Träger wirft (auf Peddigrohr, Holz, die Enden von Wattestäbchen), stammt in diesem Fall die Aufnahme von ihr: im Moment des Sprechens hat sie verschiedene Personen abgelichtet. Wiederholt und isoliert genannt erscheint einem der Sinn von simplen Wörtern oft plötzlich fremd, nicht wieder zu erkennen. Bedeutung und Wirkung von Ausdrücken hängen jeweils vom Kontext und von Sprechabsichten ab, sind also sehr unterschiedlich. Gerade bei Schimpfwörtern kommt es meist zu ziemlichen Verschiebungen, was den ursprünglichen Sinn eines Ausdrucks in Bezug auf das Bezeichnete betrifft – was in dem Fall auch eine Verschiebung geschlechtlicher Zuschreibung mit sich bringt. Zudem wird hier Akustisches ins Visuelle übertragen, was noch mal ein Rauschen produziert.

Die Auseinandersetzung mit solchen Wahrnehmungs- und Bedeutungswechseln führt Ilse Haider in ihren späteren Objekten fort, die noch stärker räumlich wirken und Betrachtende in bestimmte Positionen zwingen: Je nach Standpunkt nämlich verändert sich das Bild: Zeigen und Verbergen, Auslöschen und Einschreiben als je zwei Varianten des Verweisens.

(2009, MATRIX, Geschlechter / Verhältnisse / Revisionen, Katalog, Kulturabt. der Stadt Wien, MA7)