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Dimanche Après-Midi

Herbert Schnepf

EN

He’s pretty to look at alright, that guy, the way he’s lying, one hand nonchalantly on his knee and exuding a rough charm with his moustache and lascivious but assertive gaze, chewing on a pen. I bet he’s good in bed, you think, and want to see the whole thing close-up to find out that proximity here means a lack of clear focus – so it actually means distance. 

She would have regretted never having met this beau, says the artist. Having been able to recreate him with artificial stamens and silicon had contributed something to her peace of mind.

Artificial stamens as a material comes from the classical female profession of florist; just as the time-consuming and fidgety work of applying these dots on the image has predominately female connotations. This form of execution and the fact that the motif comes from a man’s collection enables the artwork to generate a diversity of meanings. The male gaze emerges there, and the question of a possible female one – gender-specific attributions of cultural practices and their justification.

The artwork’s content remains elusive, like the representation itself. The gaze searching for the unambiguous is directed to a range of interconnected meanings.

(2003, Die tröstende Camera, catalogue, Galerie Steinek and Galerie Erhard Witzel)
DE

Hübsch anzuschauen ist er schon, dieser Kerl, wie er daliegt, lässig eine Hand ums Knie gelegt, Schimanski-Charme versprüht mit seinem Schnauzer und lasziv, aber doch bestimmt dreinblickend an einem Stift kaut. Der ist bestimmt gut im Bett, denkt man sich und möchte das Ganze schon aus nächster Nähe betrachten, um festzustellen, dass Nähe hier eher Unschärfe, also eigentlich Ferne bedeutet.

Es würde ihr leid tun, den Beau nie kennen gelernt zu haben, meint die Künstlerin. Die Möglichkeit, ihn sich mit künstlichen Blütenstaubgefäßen und Silikon selbst neu zu erschaffen, habe aber einiges zur Ausgeglichenheit ihres Gemüts beigetragen.

Der Werkstoff künstliches Blütenstaubgefäß entstammt der klassisch weiblichen Profession der Floristin; wie auch die zeitaufwändige und Fingerspitzengefühl erfordernde Arbeit des Anbringens dieser Bildpunkte eher weiblich konnotiert ist. Diese Umsetzung und der Umstand, dass das Bildmotiv der Sammlung eines Mannes entstammt, lässt die Arbeit vielfältige Bedeutungen generieren. Der männliche Blick taucht da auf und die Frage nach einem möglichen weiblichen, geschlechtsspezifische Zuschreibungen kultureller Praktiken ebenso wie deren Rechtfertigung. Der Gehalt der Arbeit entzieht sich ständig, analog zur Darstellung selbst. Der Eindeutiges suchende Blick wird auf vielfältige Sinnzusammenhänge verwiesen.

(2003, Die tröstende Camera, Katalog, Galerie Steinek and Galerie Erhard Witzel)